Holcim (Deutschland) AG und E.ON AG vereinbaren Machbarkeitsstudie

 

Energiewende in Schleswig-Holstein – kommt ein Pumpspeicherkraftwerk in Lägerdorf?

Ortstermin vor der Grube Schinkel (v.l.n.r): Matthias Boxberger (Netzvorstand E.ON Hanse AG), Dr. Urban Keussen (Bereichsleiter Innovation E.ON AG), Morten Holpert (Leiter Zementwerk Lägerdorf, Holcim (Deutschland) AG), Leo Mittelholzer (Vorstandsvorsitzender, Holcim (Deutschland) AG)

Lägerdorf - Die Holcim (Deutschland) AG und die E.ON AG wollen im Rahmen einer gemeinsamen Studie prüfen, ob in den zwei großen Kreidegruben nahe dem Zementwerk Lägerdorf, Kreis Steinburg, die Errichtung eines Pumpspeicherkraftwerkes möglich und sinnvoll ist. Hierzu haben die beiden Unternehmen am Freitag, dem 20. Mai im Beisein von Wirtschaftsminister Jost de Jager einen entsprechenden Kooperationsvertrag zur Prüfung einer erweiterten Nutzung unterzeichnet.

„Die Zwischenspeicherung von regenerativ erzeugtem Strom ist Vorraussetzung und Herausforderung der Energiewende“, sagte Wirtschaftsminister de Jager im Rahmen der Vertragsunterzeichnung.

„Wir freuen uns, dass wir mit E.ON einen Partner gefunden haben, um unsere bereits bestehenden Kreidegruben einer ökologisch sinnvollen und betriebswirtschaftlich interessanten erweiterten Nutzung zuführen zu können“, sagte Leo Mittelholzer, Vorstandsvorsitzender der Holcim (Deutschland) AG.

"E.ON bringt internationale Technologiekompetenz in die Region. Wir arbeiten derzeit an über 500 Technologieprojekten in 13 Ländern. Besonderes Augenmerk liegt auf der Integration der Erneuerbaren Energien. E.ON entwickelt hierfür innovative Speicherkonzepte. Lägerdorf ist ein exzellentes Beispiel, wie diese Technologie vor Ort zur Anwendung kommen kann. Mit Schleswig-Holstein verbinden uns viele Jahre gemeinsamer Arbeit zur Windintegration. Deswegen freuen wir uns besonders, mit dieser Projektidee erneut einen regionalen Beitrag für das norddeutsche Energiesystem leisten zu können“, sagt Dr. Urban Keussen, Senior Vice President Technology & Innovation bei der E.ON AG.

„Energiespeicher werden eine wichtige Rolle bei der Integration Erneuerbarer Energien spielen. Mit ihrer Hilfe können regionale Einspeiseüberschüsse aufgefangen werden und schwankende Einspeisungen oder Strombedarfe ausgeglichen werden. Die Untersuchung der Möglichkeiten in Lägerdorf ist für uns deshalb ein Innovationsbeitrag zur Fortentwicklung des Energiesystems“, erläutert Matthias Boxberger, Netzvorstand der E.ON Hanse AG.

„Die Menschen, die Wirtschaft – darunter auch das Zementwerk Lägerdorf selbst mit seinem Energiebedarf – und die Natur in unserer Region könnten von dem Projekt Pumpspeicherkraftwerk profitieren“, erklärte Morten Holpert, Leiter des Zementwerkes Lägerdorf der Holcim (Deutschland) AG.

„Für den Kreis Steinburg handelt es sich hierbei um ein ausgesprochen interessantes Projekt“, betonte der stellvertretende Landrat Dr. Heinz Seppmann anlässlich der Vertragsunterzeichnung. „Wir begrüßen es, dass sich hier mit Holcim und E.ON zwei starke und in unserer Region verwurzelte Unternehmen gefunden haben, die dieses Projekt vorantreiben wollen.

In direkter Nachbarschaft zum Zementwerk der Holcim (Deutschland) AG in Lägerdorf gibt es zwei große Kreidegruben (Saturn, Schinkel), für die nach dem Ende des Kreideabbaus eine sinnvolle Nutzung gesucht wird. Diese kann durch die Umwidmung zu einem Ober- und Unterbecken eines Pumpspeicherkraftwerks erfolgen. Zwischen beiden Becken wird ein unterirdischer Verbindungsstollen gebohrt, durch den das Wasser in das Oberbecken bei Stromüberschuss hoch gepumpt wird. Bei erhöhtem Strombedarf wird dann das Wasser aus dem Oberbecken durch das natürliche Gefälle des Verbindungsstollens in das Unterbecken geleitet, wobei es am Fuße des Stollens Turbinen antreibt und Strom produziert. Dieser wird in das regionale Netz eingespeist.

Die Holcim (Deutschland) AG ist Mitbesitzerin der Grube Saturn (gemeinsam mit der Familie zu Rantzau) und alleinige Besitzerin der Grube Schinkel. Holcim ist für die Nutzung der Kreidegruben verantwortlich und hat sich mit E.ON einen ebenfalls im Kreis und der Region verankerten Partner gesucht, der durch den Betrieb von Pumpspeicherkraftwerken genügend Erfahrung hat, sie bei der Prüfung auf Machbarkeit zu unterstützen. Im Rahmen einer auf ein Jahr veranschlagten Machbarkeitsstudie soll geprüft werden, ob die technisch-wirtschaftliche Umsetzung und Genehmigungsfähigkeit für das Pumpspeicherkraftwerk in Lägerdorf möglich ist. Eine spätere Realisierung wäre bundesweit einmalig. Bis heute gibt es keine vergleichbare Anlage.

Der sich jetzt abzeichnende deutlich beschleunigte Ausbau der neuen Energien wird in Schleswig-Holstein vermehrt zu Netzengpässen führen. Grund hierfür ist, dass der Stromnetzausbau in der Höchstspannungsebene zeitlich nicht mit der erwarteten Leistungserhöhung und dem Neubau insbesondere von Windkraftanlagen mithalten kann. Speicher für Stromspitzen in windstarken Zeiten könnten helfen, Netzengpässe abzumildern und die Verfügbarkeit von regenerativ erzeugtem Strom, hauptsächlich aus Wind, zu erhöhen.

Die dargebotsabhängige Erzeugung von Windstrom führt auch dazu, dass sich die Erzeugung mit dem aktuellen Verbrauch nicht immer deckt. Denn Strom, der aus dem Netz verbraucht wird, muss zeitgleich auch erzeugt werden. Auch hier gilt, dass Stromspeicher dabei helfen, die Nutzung von Strom aus Wind deutlich zu erhöhen. Wenn immer mehr regenerativ erzeugter Strom die großen, aber jederzeit verfügbaren Kraftwerke ersetzt, werden kurzfristig abrufbare Stromerzeugungskapazitäten zur Sicherung der Netzstabilität benötigt. Diese sehr kurzfristig verfügbare Regelenergie dient der Konstanthaltung der Netzspannung.

Studienablauf:

Holcim und E.ON werden durch einen Letter of Intent (LOI) vereinbaren, die mögliche Realisierung eines Pumpspeicherkraftwerks in Lägerdorf im Rahmen einer Machbarkeitsstudie mit zwei Phasen zu untersuchen.

 

  • Phase 1: Vorprüfung auf technische Umsetzbarkeit, Genehmigungsfähigkeit und Wirtschaftlichkeit,
  • Phase 2: nach positiver Bewertung von Phase 1 wird ein Planungsbüro mit der Durchführung aller für eine Investitionsentscheidung notwendigen Untersuchungen und Berechnungen beauftragt.




Die Holcim (Deutschland) AG im Kurzprofil

Die Holcim (Deutschland) AG ist Norddeutschlands führender Baustoffhersteller mit Sitz in Hamburg. Ursprung war vor rund 150 Jahren die Zementherstellung; heute bilden die starken und eigenständigen Produktsparten Bindemittel, Kies und Splitt sowie Beton die Kernbereiche der Unternehmensgruppe. Den Kunden werden zudem komplette Baustoff-Lösungen und ergänzende Serviceleistungen angeboten.
Die Holcim (Deutschland) AG ist eine Tochtergesellschaft des weltweit tätigen Baustoffkonzerns Holcim Ltd, Jona/Schweiz. Holcim ist einer der weltweit führenden Anbieter von Zement und Zuschlagstoffen (Schotter, Kies und Sand) einschließlich weiterer Geschäftsaktivitäten wie Transportbeton und Asphalt inklusive Serviceleistungen. Der Konzern hält Mehrheits- und Minderheitsbeteiligungen in rund 70 Ländern auf allen Kontinenten.


Die E.ON Hanse AG im Kurzprofil

Die E.ON Hanse AG ist einer der größten Energiedienstleister in Norddeutschland. Sie betreibt das Erdgasnetz in Mecklenburg-Vorpommern direkt. Ihre Tochtergesellschaften Schleswig-Holstein Netz AG sowie Hamburg Netz GmbH sind die Betreiber der Strom- und Gasnetze in Schleswig-Holstein beziehungsweise des Gasnetzes in Hamburg. Daneben verfügt die E.ON Hanse über zwei große Erdgasspeicher und hält verschiedene energiewirtschaftliche Beteiligungen. Die Tochtergesellschaft E.ON Hanse Wärme gehört außerdem zu den größten Betreibern umweltschonender Blockheizkraftwerke in Norddeutschland.
Größter Anteilseigner der E.ON Hanse AG ist mit rund 74 Prozent die E.ON Energie AG mit Sitz in München. Die weiteren Anteile halten die elf schleswig-holsteinischen Landkreise.


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