Baustoffentsorgung - der Weg zur Kreislaufwirtschaft

Kann Baustoffentsorgung nachhaltig sein? Selbstverständlich. Denn entsorgte Baustoffe sind der Grundstoff für neue Baustoffe, wenn sie richtig aufbereitet werden. So können Zement und Beton, Sand oder Kies wieder als hochwertige Baumaterialien genutzt werden. Und aus alten Häusern neue werden.

585 Mio. Tonnen

mineralischen Gesteinskörnungen 2020 als Baurohstoffe eingesetzt

Der Bausektor zählt zu den ressourcenintensivsten. Fast 585 Millionen Tonnen an mineralischen Gesteinskörnungen wurden laut Umweltbundesamt 2020 als Baurohstoffe eingesetzt. An Bauabfällen fielen 221 Millionen Tonnen an, daraus recyceltes Material kam vor allem im Straßenbau zum Einsatz. Das Umweltbundesamt weist darauf hin: “Technisch ließen sich bereits heute noch mehr Recycling-Gesteinskörnungen aus dem Hochbau wieder im Hochbau einsetzen.” Sprich: Aus Häusern wieder Häuser bauen.

Die hochwertige Aufbereitung und Wiederverwendung von Baumaterialien zum Standard zu machen ist eine zentrale Aufgabe, um der Kreislaufwirtschaft am Bau den Weg zu bereiten. Das ist noch nicht mit allen Materialien möglich, mit vielen Baustoffen aber schon. Es gab bereits wesentliche Fortschritte und perspektivisch noch ein enormes Potenzial. 

Baustoffentsorgung im dynamischen Baugeschehen

Die Welt des Bauens ist so dynamisch wie nie zuvor. Auch wenn gestiegene Zinsen den Wohnungsneubau zwischenzeitlich ausgebremst haben: Der beständige Zuzug in die Städte und eine unersättliche Nachfrage nach neuer Infrastruktur - auch durch die Energiewende - treiben dauerhaft den Bedarf nach neuen Bauwerken und verfügbaren Baustoffen.

In Deutschland wie international stehen wir dabei vor enormen Herausforderungen. Wie entsorgen wir Baustoffe umweltfreundlich und effizient? Was wird angesichts alternder Gesellschaften aus Häusern, wenn sie vielleicht in einigen Jahrzehnten nicht mehr benötigt werden, weil Bevölkerungen wieder schrumpfen? Die Antwort auf diese Fragen ist entscheidend, um unseren Planeten für zukünftige Generationen zu bewahren.

Eine nachhaltige Baustoffentsorgung braucht vorausschauende Planung und das strategische Denken in langen Zeiträumen. Schon bei der Planung von Bauprojekten sollten Abriss, Entsorgung und Weiternutzung der Baustoffe mitgeplant werden. Wie kann die digitale Erfassung von verwendeten Materialien den Rückbau erleichtern? Können wiederverwertbare Module wie Beton-Fertigbauteile genutzt werden, die am Ende der Nutzungszeit demontiert und an anderer Stelle wieder in eingebaut werden? Diese Fragen sind komplex und erfordern ein Verständnis für die verschiedenen Materialien und deren Auswirkungen auf die Umwelt.
 

Vielfalt von Baustoffen: Unterschiede bei den Materialien

Die Welt der Baustoffe ist vielfältig und komplex. Jedes Material hat seine eigenen Eigenschaften und Anforderungen, nicht nur hinsichtlich der Entsorgung. Auch für die Nutzung als Baustoff gibt es umfangreiche Vorschriften, die die Eigenschaften für bestimmte Einsatzzwecke vorschreiben. Integrierte Entsorgungskonzepte gehen idealerweise von einer Lebenszyklus-Betrachtung aus, in der die Entsorgung nur der letzte Schritt eines ganzheitlich betrachteten Nutzungszyklus ist - und dieser wieder der erste eines neuen.

Entsorgung von Beton

Beton ist einer der am häufigsten verwendeten Baustoffe weltweit, entsprechend viel Abbruchmaterial fällt jedes Jahr an. Er besteht aus Zement, Wasser und Zuschlagstoffen wie Sand oder Kies. Beton ist biologisch nicht abbaubar. Glücklicherweise gab es beim Recycling erhebliche Fortschritte. Sortenreiner Beton kann besser aufbereitet werden als Beton, der gemeinsam mit Bauschutt entsorgt wird. Abbruchbeton kann zum Beispiel als Gesteinskörnung neuem Beton zugemischt werden. 

Sand und Kies

Sand und Kies sind natürliche Materialien, die oft als Zuschlagstoffe in Beton verwendet werden, aber auch für andere Zwecke wie die Unterbau-Vorbereitung von Bauwerken und im Straßenbau verbreitet sind. Ihre Entsorgung ist unproblematisch, da sie gut weiterverwendet werden können. Dazu müssen sie jedoch sortiert sein. In Bauqualität ist sortenreiner Kies ein gefragter Rohstoff. 

Zement

Zement ist ein wesentlicher Bestandteil von Beton und hat einen hohen CO2-Fußabdruck in seiner Herstellung. Zement ist laut Vorschriften als Bauschutt zu entsorgen. Gebundener Zement kann bisher noch nicht wirtschaftlich recycelt werden, gemahlener Beton kann allerdings als Zuschlagstoff verwendet werden, um darin Kies aus Neugewinnung zu ersetzen.

Baumaterialien aus Holz

Holz ist biologisch abbaubar und kann oft recycelt oder für Energiegewinnung genutzt werden. Die Entsorgung von behandeltem Holz jedoch erfordert besondere Aufmerksamkeit, da es Chemikalien enthalten kann, die schädlich für die Umwelt sind. Holz lässt sich in die Kategorien A I, A II und A III einteilen. Privathaushalte dürfen Holz im Sperrmüll entsorgen, besser ist es aber, das Holz zu recyceln.

Metalle

Metalle wie Stahl und Aluminium zählen ebenfalls zu den weit verbreiteten Baustoffen. Man unterscheidet zwischen Graumetallen, Edelmetallen und magnetischem Alteisen. Wertstoff- und Recyclinghöfe nehmen Altmetall an und zahlen tagesaktuelle Preise. Das Material muss vorher nicht sortiert werden. Viele Metalle lassen sich sehr gut recyceln und sind wertvolle Rohstoffe. 

Kunststoffe

In der modernen Bauindustrie werden zunehmend Kunststoffe eingesetzt. Ihre Entsorgung ist komplex, da viele Kunststoffe nicht biologisch abbaubar sind und spezielle Recyclingverfahren benötigen. Obwohl die EU bemüht ist, ihre Anstrengungen im Sinne des Kunststoffrecyclings fortzusetzen, werden nur 40 Prozent des Altplastiks tatsächlich recycelt. Der Rest wird verbrannt oder landet in Gewässern und Böden. Mit ihrer grundsätzlich guten Recycelbarkeit bieten Kunststoffe Potenzial für den Einsatz im zirkulären Bauen. 

Spezielle Baustoffe

Zu den Altlasten zählen dagegen spezielle Baustoffe mit Mineralfasern, beispielsweise Asbest oder Glaswolle. Aufgrund ihrer gesundheits- und umweltschädigenden Eigenschaften erfordern sie besondere Rückbau- und Entsorgungsmethoden. 
 

Umweltbewusste Entsorgung von Beton: Planung, Recycling und nachhaltiges Bauen

Beton ist aufgrund seiner Langlebigkeit und Festigkeit ein Grundpfeiler der modernen Bauindustrie. Doch was ihn als Baustoff wertvoll macht, macht ihn in der Entsorgung zur Herausforderung: Neue Recyclingmethoden helfen aber bereits heute dabei, die Auswirkungen auf die Umwelt zu minimieren – und werden stetig verbessert.

Herausforderungen bei der Betonentsorgung

Der Transport von Betonabfällen kann aufgrund des Gewichts und Volumens komplex sein und die Kosten, um Beton zu recyceln und zu zerkleinern, können hoch sein. Langfristig sind sie aber oft günstiger als die Kosten für eine dauerhafte Deponierung. 
 

Entsorgungslösungen für die Kreislaufwirtschaft im Bausektor

Die Verwandlung von Abfall in Ressourcen ist entscheidend für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft. Es müssen beispielsweise Lösungen gefunden werden, den Energiebedarf von Zementwerken durch die Verwertung alternativer Brennstoffe zu decken – etwa mit den Abfällen aus Kommunen oder Industriebetrieben, die dann nicht deponiert werden müssen. Dafür braucht es hochspezialisierte Experten wie Geocycle.
 

Verwertung von Baustoffen: Ein wichtiger Schritt zur Nachhaltigkeit

Durch das Recycling und die Wiederverwendung von Materialien können Ressourcen geschont, die Umweltbelastung verringert und die Abfallmengen reduziert werden. Die Trennung von Baustoffen bereits auf der Baustelle ist entscheidend für effektives Recycling. Darüber hinaus müssen recycelte Materialien bestimmte Qualitätsstandards erfüllen, um wiederverwendet werden zu können. 

Die Baustoffverwertung steht vor verschiedenen Herausforderungen, wie der Trennung von Materialien und der Sicherstellung der Materialqualität. Gleichzeitig bietet sie enorme Chancen für die Bauindustrie, insbesondere in Bezug auf Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit. 

ECOCycle-Center: Holcims Kompetenzzentren für zirkuläre Baustoffnutzung

Holcim errichtet und betreibt Baustoffrecycling-Zentren, die sich der umweltfreundlichen Verwertung von Baustoffen widmen. Diese ECOCycle-Center sind darauf spezialisiert, Baustoffe zu sammeln, aufzubereiten und wieder in den Produktionskreislauf einzuführen. Dabei wird besonderer Wert auf die Qualitätssicherung und die Einhaltung umweltrechtlicher Standards gelegt. Die Recycling-Baustoffe werden geprüft, zertifiziert und können in derselben Qualität wie neu produzierte Baustoffe eingesetzt werden.

Die ersten drei ECOCycle-Center hat Holcim Deutschland in Dortmund, Sprockhövel und Tarbek eingerichtet. Diese Recyclingplätze nehmen mineralische Bauabfälle an, die gesammelten Materialien werden nach Qualität und Typ sortiert, aufbereitet und für die Wiederverwendung vorbereitet. Dabei achtet Holcim darauf, dass alle Prozesse im Einklang mit den neuesten Umweltschutzstandards stehen und arbeitet stetig an der Verbesserung der Methoden.