Leicht verdichtbarer Beton (LVB)
Leicht verdichtender Beton - einfacher, gleichmäßiger Einbau
Durch den Einsatz von Verflüssigern und Fließmitteln wird es möglich, weiche Frischbetone mit hohen Druckfestigkeiten sowie sedimentationsstabile Betone hoher Konsistenzen verlässlich herzustellen. Anspruchsvolle Bauteile können so durch eine bessere Verarbeitbarkeit des frischen Betons mängelarmer und dauerhafter erstellt werden. In der Praxis bezeichnet man Betone der Ausbreitmaßklasse F5 und F6 als leichtverdichtbare Betone. Sie sind ähnlich fließfähig wie selbstverdichtende Betone, fallen allerdings in den Regelungsbereich der DIN EN 206-1/DIN 1045-2 und bedürfen trotz der hohen Fließfähigkeit einer leichten Verdichtung.

Vorteile von leichtverdichtbarem Beton
- geringerer Zeit- und Personalaufwand
- geringere Baukosten
- leichte Verarbeitbarkeit
- reduzierter Verdichtungsaufwand
- bessere Oberflächenqualität
- Verringerung der Lärmbelästigung
- erhöhte Dauerhaftigkeit
- freie Bauteilplanung
Einsatzgebiete von leicht verdichtendem Beton
Die Einsatzmöglichkeiten von leichtverdichtbaren Betonen sind vielfältig. Die leichte Verarbeitbarkeit bietet Vorteile bei dicht bewehrten sowie schlecht zugänglichen Bauteilen. Dies ist besonders dann der Fall, wenn anspruchsvolle Bauaufgaben realisiert werden sollen. Wasserundurchlässige Konstruktionen lassen sich beispielsweise sehr vorteilhaft erstellen. Insbesondere der Anschluss der Wände an die Sohlplatte ist aufgrund der schweren Zugänglichkeit beim Verdichten ein kritischer Punkt während der Bauausführung. Leichtverdichtbare Betone können hier besonders vorteilhaft eingesetzt werden und führen zu einer verbesserten Qualität der Wannenkonstruktion.
Aufgrund ihrer Zusammensetzung bieten leichtverdichtbare Betone ein äußerst dichtes Betongefüge. Die Dauerhaftigkeit von Betonbauteilen kann so gesteigert werden. Weitere Vorteile bietet leichtverdichtbarer Beton zur Herstellung von Sichtbetonflächen. Zum einen basiert dies auf einfachem und somit gleichmäßigerem Einbau, zum anderen werden unterschiedliche Schalhäute aufgrund der Materialeigenschaften des Betons optimal abgebildet. Im Bereich des Wohnungsbaus wird leichtverdichtbarer Beton immer häufiger zur Herstellung von Sohl- und Bodenplatten verwendet. Gründe dafür sind der einfache und schnelle Einbau sowie eine bessere Qualität.
Frischbetonprüfungen
Leichtverdichtbarer Beton wird hergestellt nach den Regeln der DIN EN 206-1/DIN 1045-2. Demnach wird die Konsistenz durch die Prüfung des Ausbreitmaßes gemäß DIN EN 12350-5 festgestellt. Eine qualitative Beurteilung von Fließverhalten und Sedimentationsstabilität sollte in jedem Fall erfolgen. Die Prüfung von Fließzeit und Setzfließmaß (vgl. Kap. »Selbstverdichtender Beton«) ist für leichtverdichtbare Betone normativ nicht erforderlich. Gleichwohl kann die Beurteilung von leichtverdichtbaren Betonen nach eben diesen Kriterien hilfreich sein.
Herstellung von leichtverdichtbarem Beton im Transportbetonwerk
Leichtverdichtbarer Beton ist ein Beton mit besonderen Frischbetoneigenschaften. Es dürfen ausschließlich geeignete Einsatzstoffe verwendet werden. Ähnlich wie bei selbstverdichtendem Beton ist ein Wechsel der Einsatzstoffe ohne vorige Prüfung nicht empfehlenswert. Für eine exakte Dosierung des Zugabewassers ist eine Erfassung der Oberflächenfeuchte der Gesteinskörnung während der Produktion vorteilhaft. Die Herstellung von leichtverdichtbarem Beton erfordert in der Regel eine längere Nassmischzeit. Als Richtwert kann von 60 Sekunden ausgegangen werden.
Verarbeitung auf der Baustelle
Wie aus der Namensgebung des Betons deutlich wird, bietet leichtverdichtbarer Beton gute Verarbeitungseigenschaften. Gleichwohl ist vor Beginn und während des Betoneinbaus auf einige Besonderheiten zu achten. Die verwendete Schalung muss ausreichend dicht sein. Einbauteile müssen entsprechend gegen Auftrieb gesichert werden. Bei aufgehenden Bauteilen wie Wänden oder Stützen muss der erhöhte Schalungsdruck beachtet werden. Der Einbau erfolgt in der Regel mit der Betonpumpe. Das Einbringen mittels Krankübel ist ebenso möglich wie die Betonierung direkt aus dem Fahrmischer.
Trotz seiner ausgezeichneten Fließeigenschaften ist leichtverdichtbarer Beton in der Regel nicht selbstnivellierend. Das bedeutet, dass die Herstellung von oberflächenfertigen Platten (z. B. Industrieböden, Bodenplatten oder Decken) ohne zusätzliche Bearbeitung des Frischbetons während des Einbaus nicht möglich ist. Eine Kontrolle der Einbauhöhen währen des Betonierens muss erfolgen. Entlüftet wird der Beton in der Regel durch leichtes Stochern. Vom Rütteln des Frischbetons ist grundsätzlich abzuraten, da dies schnell zu einer Sedimentation führen kann.