„Kartenhaus“ aus deutscher Feder gewinnt globalen Innovationspreis
Verleihung eines globalen Holcim Innovationspreises an IBA-Wettbewerbsgewinner
Der Baustoff Beton bewährt sich seit langer Zeit – weist aber dennoch ein großes Entwicklungspotenzial auf. Das zeigt sich erneut im Rahmen der Internationalen Bauausstellung IBA Hamburg. Im weltweiten Wettbewerb „Smart Materials“ der IBA Hamburg wurde 2010 das von einem Team um Barkow Leibinger Architects entwickelte Projekt „Smart Material House“ prämiert. Alle drei Jahre führt die Holcim Foundation einen Wettbewerb für nachhaltige Bauprojekte durch: die Holcim Awards. 2012 wurde eine neue Kategorie eingeführt. Sie würdigt Projekte, die sich durch Materialinnovation und neue Wege in der Bautechnologie auszeichnen. Ein erster globaler Holcim Innovationspreis geht ans Projekt „Multifunktionale Bauelemente zur Erstellung von günstigem Wohnraum“ – und damit an Frank Barkow und Regine Leibinger von Barkow Leibinger Architects in Berlin, zusammen mit Mike Schlaich, Technische Universität Berlin, und Matthias Schuler, Transsolar Energietechnik in Stuttgart.
Am 12. September wurde der globale Holcim Innovationspreis 2. Rang an Frank Barkow und sein Team übergeben.Die Gewinnerprojekte dieser neu geschaffenen „Innovation“-Kategorie wurden aus den rund 6.000 Eingaben aus 126 Ländern des Internationalen Holcim Awards Wettbewerbs ausgewählt.
Das interdisziplinäre Team erhält die Auszeichnung für den Entwurf eines „Smart Material House“. Es dient dazu, in wenig entwickelten Regionen kostengünstigen Wohnraum zu erstellen. Das Konzept richtet sich nach den künftigen Erfordernissen der Stadt Hamburg als leistungsfähige und attraktive Metropole des 21. Jahrhunderts.
Die Autoren setzten bei ihrem Entwurf auf innovative Techniken und Materialien, darunter Infraleichtbeton und Brettschichtholz: Wie in einem Kartenhaus stapeln sich die massiv geschwungenen, vorgefertigten Betonelemente übereinander und wirken als Tragelemente, Raumbegrenzung, Wärmedämmung und Träger eines Heiz- und Kühlsystems in einem. Die Beton-Vorfabrikate für Wohneinheiten von 90 bis 225 m2 wiegen nur einen Drittel konventionellen Betons.
Für den Vorsitzenden der Innovationspreisjury, den bekannten Basler Architekten und EPFL-Professor Harry Gugger, bedeutet die Technologie einen Quantensprung: „Barkow und Schlaich entwickeln eine einfache, monolithische Struktur und verfolgen gleichzeitig ein formal ambitioniertes Konzept, um auch im kostengünstigen Wohnungsbau eine ästhetisch ansprechende Umgebung zu schaffen.“
Der mit 50.000 US-Dollar dotierte Preis wurde am IBA DOCK, dem schwimmenden Ausstellungs- und Bürogebäude der IBA Hamburg, durch Werner Sobek übergeben. Der renommierte Bauingenieur und Professor aus Stuttgart war Mitglied der globalen Holcim Awards Jury. Begrüsst wurden die Gäste von Uli Hellweg, Geschäftsführer der IBA Hamburg: „Es freut mich besonders, dass das Projekt von Barkow Leibinger Architekten mit seinem innovativen Materialkonzept nun mit diesem weltweit ausgelobten und renommierten Preis bedacht wird. Es zeigt, dass die Konzepte und Ideen, die für die IBA Hamburg entwickelt wurden, auch international Beachtung finden.“
Roland Köhler, Konzernleitungsmitglied von Holcim, und Leo Mittelholzer, Vorstandsvorsitzender von Holcim Deutschland, fokussierten ihre Ansprachen auf das Engagement von Holcim im Bereich der Nachhaltigkeit: „In unserer ebenso privilegierten wie verantwortungsvollen Position als Baustoffhersteller stehen wir am Anfang einer Wertschöpfungskette. Wir setzen uns mit Produkt- und Prozessinnovationen dafür ein, dass das Bauwesen nachhaltig ausgerichtet ist – in Deutschland und in der ganzen Welt,“ erklärte Mittelholzer.
Auszeichnungen für nachhaltige Lösungen beim Bauen
Die Verleihung des Holcim Innovationspreises ist ein Höhepunkt der Holcim Awards. Mit dem weltweit durchgeführten Wettbewerb sucht die Holcim Foundation konkrete und zukunftsweisende Projekte, die nachhaltige Lösungen für technische, ökologische, sozioökonomische oder kulturelle Aspekte des Bauens anbieten.
Im aktuellen, dritten Zyklus reichten Architekten, Ingenieure und Bauherren insgesamt über 6.000 Projekte ein. Der Wettbewerb findet zuerst auf regionaler, dann auf globaler Ebene statt. Alle 53 Projekte, die 2011 in einer der fünf Regionen der Welt eine Auszeichnung gewonnen hatten, waren für den Wettbewerb um die globalen Holcim Innovationspreise 2012 qualifiziert. Weitere Holcim Innovationspreise gingen ans Projekt „Hocheffiziente Technologie der Betonverschalung“ von Fabio Gramazio und Matthias Kohler, Professoren für Architektur und digitale Fabrikation an der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH Zürich); und an Studenten der AA School of Architecture in London für ihr Projekt “Effizientes Fabrikationssystem für geometrisch komplexe Bauteile”.
In der Hauptkategorie ging der globale Holcim Awards Gold an ein Schulprojekt in Burkina Faso – seit Jahren zeigt dort der in Berlin arbeitende Architekt Francis Kéré, wie man mit klugem Einsatz von Low-Tech hervorragende Resultate erzielt. Den Holcim Awards Silber gewann das Projekt einer Musikschule in der Favéla von São Paulo; die Projektautoren Alfredo Brillembourg und Hubert Klumpner von Urban-Think Tank sind auch die diesjährigen Gewinner des Goldenen Löwen der Architektur-Biennale Venedig. Der globale Holcim Awards Bronze ging an das Projekt eines Flussbads in Berlin der Architekten Jan und Tim Edler von realities:united.
Die Holcim Awards sind mit einem Preisgeld von insgesamt 2 Millionen US-Dollar dotiert. Sie werden von Holcim Ltd unterstützt, einem der weltweit führenden Anbieter von Zement, Zuschlagsstoffen, Beton und dazugehörigen Dienstleistungen. Der Konzern ist in über 70 Ländern rund um den Globus vertreten. Der nächste Zyklus der Holcim Awards startet am 1. Juli 2013. Weitere Informationen auf www.holcimawards.org
Eine Stadt im Wandel
Die Internationale Bauausstellung IBA Hamburg liefert mit ihren Projekten innovative und nachhaltige Beiträge zu aktuellen Fragen der Metropolenentwicklung.
Mit über 60 baulichen, sozialen und kulturellen Projekten und Programmen zeigt die IBA Hamburg bis zum Jahr 2013 im Herzen der Hansestadt, wie eine Metropole im 21. Jahrhundert ökologisch und sozial ausbalanciert wachsen kann. Das 35 Quadratkilometer große IBA-Projektgebiet auf den Hamburger Elbinseln Wilhelmsburg und Veddel sowie im Harburger Binnenhafen soll zu einem Vorbild für nachhaltige, zukunftsorientierte Innenentwicklung werden. Weitere Informationen auf: www.iba-hamburg.de
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