Brücke in die Zukunft

 

Holcim baut in Oldenburg die erste Modulbrücke Deutschlands aus Carbonbeton

Im niedersächsischen Oldenburg hat Holcim eine extrem tragfähige Geh- und Radwegbrücke errichtet. Die erste in Deutschland rein mit vorgespanntem Carbonbeton gebaute CPC-Modulbrücke (Carbon Prestressed Concrete) vom Typ OPTIMA überspannt im Stadtteil Drielake den Bahndammgraben und ist ein technisches Leichtgewicht: rund zehn Meter lang, gut drei Meter breit, etwa sieben Tonnen schwer und ganze sieben Zentimeter dick. Im Juli 2025 wurde die Brücke dank modularer Fertigteile nach einer Bauzeit von gerade einmal sechs Wochen der Öffentlichkeit übergeben.

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Anwendungsgebiet: Infrastruktur 

Nutzung: öffentliche Fußgänger- und Radfahrerbrücke

Architekt: Eriksen und Partner GmbH, Oldenburg

Bauunternehmen: Joachim Tiesler Hoch- und Tiefbau GmbH & Co. KG, Elsfleth

Produkte: CPC-Betonelemente in 40 mm Stärke

Besonderheiten: Deutschlands erste OPTIMA-Modulbrücke aus vorgespanntem Carbonbeton (CPC)

Eckpunkte des Projekts

Dieses nachhaltige Vorzeigeprojekt steht symbolisch für eine ressourcenschonende und klimafreundliche Zukunft der Baubranche. Mit rund zehn Metern Länge, sieben Tonnen Gewicht und nur sieben Zentimetern Dicke ist die CPC-Brücke ein technisches Leichtgewicht.

7
T

Gewicht

100
Jahre

Lebensdauer

Die bisherige Brücke am Standort stammt aus den 1990er-Jahren und war mit ihren massiven Holzbalken als Tragwerk nicht mehr zeitgemäß und überdies baufällig. Aufgrund ihrer geringen Breite von 1,50 Meter mussten sich Radfahrer und Fußgänger beim Überqueren des Baches zudem mühsam aneinander vorbeizwängen. Die neue OPTIMA-Brücke macht dagegen Platz: Mit einer lichten Breite von 2,30 Meter bietet sie deutlich mehr Raum für unfallfreie Begegnungen.

Neue CPC-Betonbauweise: Filigran, klimaschonend und hoch belastbar

Ebenso wichtig ist aber: Mit einer neuartigen Bauweise hat Holcim den sonst im Bau üblichen Stahlbeton durch Carbonfasern ersetzen können. Das verspricht deutlich geringeren Materialeinsatz, hohe Zugfestigkeit, mehr Korrosionsfreiheit und eine lange Lebensdauer.

Die Oldenburger Stadtbaurätin Christine-Petra Schacht kommentierte den Bau so: „Wir freuen uns, dass diese besondere Brücke bei uns in Oldenburg steht. Die leichtere Bauweise fügt sich gut in die ökologischen und nachhaltigen Ziele ein, die sich die Stadt Oldenburg mit dem Klimaschutzkonzept 2035 gesetzt hat. Durch den deutlich geringeren Materialeinsatz gehen wir Schritt für Schritt in diese Richtung weiter.“

Für Holcim Deutschland-CEO Thorsten Hahn sind „innovative und nachhaltige Lösungen wie CPC entscheidend für eine nachhaltigere und ressourceneffizientere Zukunft der Baubranche. Ihnen kommt eine Schlüsselrolle zu, die notwendige zügige Sanierung der Infrastruktur in Deutschland im Einklang mit umfassendem Klimaschutz zu gestalten. Das Projekt der Stadt Oldenburg und Holcim Deutschland zeigt eindrucksvoll, wie die öffentliche Hand und die Bauwirtschaft diesen Weg gemeinsam beschreiten.“

Aufbau einer Brücke aus Carbonbeton mit einem Kran.

Sascha Stüber

Recyclebar

100 %

Materialeinsparung

80 %

(vs. herkömmliche Stahlbetonbrücke)

Weniger CO2

75 %

(vs. herkömmliche Stahlbetonbrücke)

Vorbild für die Baustoffwende: CO2-reduziertes und ressourcensparendes Bauen mit Carbonbeton

Die Kennzahlen sind tatsächlich beeindruckend: Für den Bau spart Holcim rund 80 Prozent Material ein, weil CPC-Platten drei- bis viermal dünner sind als herkömmliche Stahlbetonplatten. So wiegt die neue Geh- und Radwegbrücke lediglich 260 Kilogramm pro Quadratmeter und ist dennoch hoch belastbar. Im Vergleich zu traditionell gebauten Betonbrücken emittiert die CPC-Brücke 75 Prozent weniger CO2. Zudem ist sie deutlich nachhaltiger: Die recycelbaren CPC-Platten bestehen aus zwei Hauptkomponenten: einem Hochleistungsbeton und vorgespannten Carbonfasern als Bewehrung – komplett ohne klassischen Bewehrungsstahl. Deshalb korrodiert die Brücke nicht und ist somit prädestiniert für den Einsatz in Mehrgenerationenbrücken mit einer Lebensdauer von 100 Jahren.

Brücke aus Carbonbeton von unten in einer grünen Umgebung.
CPC-Platten wiederverwendbar

Carbonbeton unterstützt die Kreislaufwirtschaft

Dank der vollständigen Recyclingfähigkeit unterstützt Carbonbeton die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft. Die modulare Bauweise erleichtert zudem schon vor dem End-of-Lifecycle Reparaturen und den Austausch von Teilen. Auch eignen sich die CPC-Platten bei einem möglichen Rückbau des Bauwerks perfekt zur späteren Wiederverwendung. So können sie in einem anderen Projekt beispielsweise zu neuen Balkonplatten oder Treppentritten weiterverarbeitet werden. 

Lokale Fertigung und innovative Details: Nachhaltigkeit trifft auf moderne Ästhetik

Zur Nachhaltigkeit trägt auch die ortsnahe Produktion bei: Die Fertigbauteile der Brücke stammen aus dem Holcim-Betonfertigteilwerk in Essen (Oldenburg), das nur rund 60 Kilometer vom Aufstellort der Brücke entfernt liegt. Hier werden großformatige CPC-Betonelemente produziert und je nach Verwendungszweck weiterverarbeitet. So wurden für die OPTIMA-Brücke mit einer CNC-gesteuerten Maschine aus einer etwa 60 Quadratmeter großen CPC-Platte die passgenauen Formstücke geschnitten und bereits im Werk fertig montiert. Statt einer herkömmlichen, 1,30 Meter hohen Betonbrüstung fertigte der Stahlbauer Ennens ein filigranes Aufsatzgeländer mit einer Höhe von 45 Zentimetern, das auf der CPC-Brüstung mit einer Höhe von 85 Zentimetern aufsetzt – und sorgte damit für eine ästhetische, sichere und effiziente Lösung. Anders gestaltete Geländervariationen sind ebenso denkbar.

Mit diesen Kennzahlen verbindet die Brücke nicht nur einfach die zwei Uferseiten über den Bahndammgraben in Oldenburg, sondern steht, wie der Regionalsender SAT 1 berichtet, „symbolisch für eine neue Ära des Bauens – ressourcenschonend, zukunftsweisend und klimafreundlich“. Der Sender nennt den Bau anlässlich der Übergabe im Juli 2025 denn auch einen „Meilenstein für die Bauindustrie und ein echtes Vorzeigeprojekt für die Region.“
 

Wie Holcim eine CPC-Brücke baut

Betonanteil

Leicht, extrem zugfest und nicht korrosionsanfällig

Der Plattenkörper besteht zu über 99 Prozent aus CPC (Carbon-Prestressed-Concrete).

  • Bei diesem Beton dienen vorgespannte Carbonlitzen als Bewehrung und kommen vollständig ohne Bewehrungsstahl aus.  
  • Carbon ist leicht, extrem zugfest und nicht korrosionsanfällig. So können tragfähige, dünne Betonplatten mit einer Stärke von 40 oder 70 Millimetern hergestellt werden.
Carbonarmierung

Weit unter 1 % Carbonarmierung

Dünne, mehrlagig verlegte und in beide Richtungen vorgespannt Carbonlitzen übernehmen alle Zugkräfte. 
 

  • In Platten mit 40 mm Stärke werden vier Lagen Carbon verarbeitet, bei 70 mm Platten acht Lagen.
  • Der Massenanteil der Cabronarmierung liegt bei weit unter 1 %. Betonplatten können so ohne Trennung von Armierung und Beton vollständig recycelt oder im Bauschutt entsorgt werden.

 

Trogbrücke Optima

Mehrgenerationenbrücke

Das Modulbrückensystem OPTIMA ist eine Trogbrücke, die aus einer Fahrbahnplatte und zwei seitlichen Stegen besteht. Diese wirken im Verbund für Festigkeit und Stabilität und sind beide aus CPC-Elementen gefertigt.  

  • Durch Korrosionsfreiheit der Carbonbewehrung muss keine zusätzliche Armierungsüberdeckung eingeplant werden.
  • Dies sorgt für eine ressourceneffiziente und nachhaltige Fertigung und die erwartete Lebensdauer von 100 Jahren.

 

Vielfältige Nutzung

Bauprojekte aus Carbonbeton

Mit Carbonbeton können zahlreiche weitere Bauprodukte realisiert werden – neben Geh- und Radwegbrücken auch Balkon- und Bodenbeläge, Betonmöbel, Fassadenelemente, Treppen und Decken.

5 Personen in Schutzbekleidung vor einem Kran an dem eine Carbonbetonbbücke hängt.

Sascha Stüber

Foto v.l.: Stefan Gramberg, Leiter Holcim Fertigteile, Karl-Dieter Goldsweer, Vertriebsleiter Holcim Fertigteile, Christoph Tiesler, Geschäftsführer Joachim Tiesler Hoch- und Tiefbau, Steffen Grohnert, Brückenexperte im Team Ingenieurbau der Stadt Oldenburg, Jan Bernath, Leiter des Fachdienstes Tiefbau der Stadt Oldenburg

Regionale ARGE für die CPC-Modulbrücke 

Projektleiter: Karl-Dieter Goldsweer, Holcim
Bauingenieurin: Meike Auts, Holcim
Manager CPC-Produktion: Sebastian Koop, Holcim 
Bauunternehmer: Joachim Tiesler aus Elsfleth
Architekturbüro/Planungsbüro: Eriksen und Partner GmbH aus Oldenburg
Stahlbauer für das Geländer: Ennens GmbH & Co.KG, Ostrhauderfehn

Für das Projekt von Holcim geliefertes Produkt